LEBEN im fast perfekten GRANADA

Wir leben nun bereits seit zwei Wochen in Granada es scheint hier der perfekte Standort für uns zwei zu sein. Denn Kay und ich haben sehr viele konträre Interessen und Bedürfnisse, welche diese wunderbare Stadt auf engstem allesamt befriedigen kann. Die Stadt bietet nicht nur die übliche gute Konsuminfrastruktur einer Stadt dieser Größenordnung, sondern auch so viele unterschiedlichste Stadteile, mit weltberühmten Gassen und Gemäuern, unzähligen alten Moscheen und Kirchen, Palästen, Plätzen. Die üblichen Irren, die eben auch eine Bereicherung sein können. Und spektakuläre Ausblicke auf die Stadt, die Alhambra, Sacromonte, die Sierra Nevada um jede Ecke, und jeden Abend noch schönere Sonnenuntergänge. Granada liegt auf mehreren Hügeln auf über 700 m. Es gibt Musik auf den Straßen, Theater und Museen. In der Stadt leben viele Studenten. Überall riecht es nach Marihuana, zum Kauf wird es aber nirgends, wie z.B. in Berlin, angepriesen. Das Klima ist sogar im November noch sehr angenehm warm und trocken. In einer halben Stunde ist man bereits in den besten Wanderregionen angelangt und in 50 Minuten am Mittelmeer, wo wir gestern sogar noch Baden waren und in nur einer Stunde ist man im Skigebiet. Perfekt!

So war unser Eindruck, aber nach mehreren Tagen des Lebens in der Stadt ist uns aufgefallen, dass irgendetwas fehlt. Zunächst konnten wir unser Gefühl nicht einordnen. Was stimmt hier nicht? Und dann kam ich darauf: Weite Stadtteile, u. a. das Centro, Sacromonte und leider auch Albaicin (in dem Viertel wohnen wir) sind Kulissen. So haben wir bis heute kein gutes spanisches Lokal und auch keine echt authentische Frühstückskneipe finden können. Ein engerer Kontakt zu Einheimischen, wie wir es in den letzten Monaten unserer Reise gewohnt waren, ist kaum möglich. Die zentralen Stadtteile sind so wunderschön, dass die Touristen (gerade vor allem spanische) diese übernommen haben. Es gibt fast schon mehr Ferienhäuser und -wohnungen, Hotels und Hostels als echte Wohnungen. Shops und Läden – das Angebot richtet sich vorwiegend an Kurzurlauber. In Sevilla war das anders. Die Stadt ist um so vieles größer, dass sie die echte lebende Kultur in allen Facetten viel einfacher hat bewahren können. In einem Gespräch mit meiner Nachbarin, eine junge spanische Studentin, wurde mein Eindruck bestätigt. Auch für sie gibt es fast keine netten, bezahlbaren Ausgehmöglichkeiten im Zentrum.

Wenn man sich dessen bewusst geworden ist, kann man aber dennoch gut in Granada leben. Wir schlendern nun sehr gerne in die noch echten, lebenden (nicht ganz so spektakulär schönen) Stadtteile zum Einkaufen oder zum Wein und Tapas essen. Aber auch in den Parks und am Fluß Rio Genil ist es noch immer schön. Eigentlich jeden Tag können wir uns den Luxus leisten in die Natur zu gehen. Was unser soziales Defizit anbelangt, so muss ich zugeben, dass nicht nur die Angrenzung der Anwohner zu den Touristen, sondern auch die Sprachbarriere, eine Rolle spielt. Wir spricht man kein Englisch! Unser Spanisch reicht aber leider nicht mal für small talk. Natürlich üben wir jeden Tag mit Apps und können uns auch ganz gut verständigen, aber das reicht nicht aus, um interessante Gespräche führen zu können. So habe ich mich nun entschieden ab kommender Woche wieder die Schulbank zu drücken. Ich werde ab Montag, 09:15 Uhr eine Sprachschule besuchen. Der Unterricht dauert bis 14:00 Uhr, so dass längere Ausflüge ins Umland für mich dann leider nicht mehr möglich sein werden. Ich hoffe, dass es das wert sein wird. Immerhin, auch in Costa Rica spricht man Spanisch 🙂.

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