SRI LANKA – Fazit

War es die richtige Entscheidung so lange Zeit unserer Auszeit auf Sri Lanka zu verbringen? Was haben uns diese drei Monate gebracht? Welche Erkenntnisse konnte ich gewinnen und kann ich für mich mitnehmen?

Diese Fragen allumfassend und als brillantes Fazit zu beantworten überfordert meine literarische Expertise :-)! Zudem sind viele meiner bisherigen Erkenntnisse sehr persönlich und ich bin (noch) nicht bereit diese alle mit meiner Umwelt zu teilen. Einige Gedanken und Erkenntnisse habe ich daher zunächst eher stichpunktartig zusammengefasst.

Ja, Sri Lanka und bisher übrigens auch Costa Rica, war ein Glücksfall, trotz und gerade wegen der Pandemie, für uns alle Drei. Im Gegensatz zum Schüleraustausch in Costa Rica, war Sri Lanka nicht lange geplant und eigentlich ein Notfallziel, denn alle lange geplanten Zielorte unserer Auszeit waren in 2021 -aufgrund der Pandemie – nur mit (zu) vielen Hürden oder gar nicht erreichbar für uns. Ich denke, dass Kay und ich nur wegen der Pandemie und der daher fehlenden Pauschaltouristen die Zeit auf Sri Lanka so sehr genießen konnten, in die Kultur extrem tief eintauchen zu können war ein absoluter Glücksfall für uns. SL ist ein unglaublich vielseitiges Land, mit traumhaften Stränden, undurchdringlichem Dschungel, Savannenlandschaften die an Afrika erinnern, spektakulären Gebirgslandschaften, Reisfeldern mit Millionen von Peacocks, bezaubernden, grünen Teeplantagen (Low- und Highland) sowie mystischen Nebelwäldern, einer extremen Dichte an Flora und Fauna, Elefanten überall. Tausende Jahre alte Geschichte und gelebte so wunderbar bunte Kultur. Alle Weltreligionen sind im Land zu finden. Ach, und das Ayurweda sowie der gelebte Aberglaube nicht zu vergessen. Die Menschen im Land sind oft wie Kinder: offen, herzlich, unbekümmert, impulsiv, oft unreflektiert und doch wunderbar.

Aber das Land hat auch eine dunkle Geschichte, und damit meine ich nicht den Tsunami und dessen Folgen, sondern die bis in die 2000er Jahre andauernden Bürgerkriege, Völkermorde und ja auch die (oft verschwiegenen, grausamen) Pogrome in SL.

Der über weite Teile unseres Aufenthalts auf SL herrschende Lockdown hat uns einerseits in unserer Bewegungsfreiheit eingeschränkt, andererseits unendlich viele Türen geöffnet, die sonst verschlossen geblieben wären. Unser Ziel, mehr über die bedeutendsten Religionen der Welt zu lernen wurde hier mehr als erfüllt – zumindest was Buddhismus anbelangt sind wir nun sogar fast Experten. Die wunderbare Einsamkeit mussten wir nicht suchen, sie wurde uns auf einem silbernen Tablet serviert. Sri Lanka in einer „normalen“ Saison wäre wohl schwierig für unsere Ansprüche. Drei Monate im Land haben uns ein echtes Leben als Neulanker ermöglicht, so können wir in Zukunft wieder kommen, unsere einheimischen Freunde besuchen und die geheimen Orte (ohne viele, z. T. nervende, andere Gäste) besuchen.

Für work & travel ist SL grundsätzlich geeignet, denn die Zeitverschiebung von 3,5 Stunden ist in der Regel gut kompensierbar. Gut geeignete Unterkünfte mit (provisorischem) Arbeitsplatz quasi direkt am Strand, gibt es in Massen. Lediglich die gelegentlichen Stromausfälle (wirklich selten) und schlechte WiFi-Verbindungen (ziemlich oft) können ein Problem bedeuten. Eine Kombination aus w & t und Sabbat ist ebenfalls eine Herausforderung, denn Entspannung und Kreativität paart sich nicht gut mit Zeitdruck und Arbeitsstress. Wir hätten auch besser zwei Laptops auf unsere Reise mitnehmen sollen, denn auf dem Handy schreibt und arbeitet es sich sehr unkomfortabel. Ohne Pandemie hätte es mancherorts Coworking spaces gegeben, aber nie mit Leihgeräten. Work & Travel Tipp für Sri Lanka: Holt Euch unbedingt eine lokale Pre-Paid Sim Karte (das kann man schon direkt am Flughafen machen). Diese sind nicht teuer, sogar viel billiger als in Deutschland. Die besten Anbieter waren in 2021 Dialog und Mobitel. Dialog bietet zudem eine komfortable App zum Einsehen des Status und Wiederaufladen des Datenvolumens in Sekundenschnelle. Die Mobitel App funktionierte auf deutschen Telefonen nicht. Die Netze sind nicht identisch und obwohl Dialog eigentlich den besseren Netzausbau hat, funktioniert in manchen Regionen Mobitel deutlich besser. Falls ihr also zwei Geräte haben solltet, holt euch auf einem eine Pre-Paid Datenkarte von Dialog und auf das andere eine von Mobitel. Denn wenn ein Netz keine ausreichende Verbindung hat, funktioniert oftmals das Andere und so könnt ihr z.B. Videokonferenzen bei Netzausfall mit kurzem switch der Netze dennoch aufrecht erhalten…

Transport-Tipp: Holt Euch unbedingt die lokale Taxi und Lieferapp App „Pick-Me“. In städtischen Regionen könnt Ihr Euch damit schnell und unkompliziert ein Fahrzeug (vom Motorbike bis zum Luxusfahrzeug) oder auch Essen bestellen. Die Preise werden euch im Vorhinein angezeigt und sind wirklich IMMER billiger, als wenn ihr euch ein TukTuk auf der Strasse oder über euer Hotel oder Freunde bestellt. Grundsätzlich geht auch Uber. Aber wir haben uns bewusst für Pick-Me entschieden, da es ein lokales Unternehmen und zudem auch noch deutlich billiger als Uber ist. Falls ihr selbst fahren wollt – und das ist eigentlich ein besonderer Spass auf SL – denkt an einen internationalen Führerschein, der inzwischen offiziell erforderlich ist. Wir hatten leider keinen, was uns als regeltreue Deutsche am Anfang gehindert hat etwas zu mieten. Mit zunehmender einheimischer Sozialisation, haben wir das aber aufgegeben und hatten dann die letzten Wochen immer einen Scooter. Falls ihr angehalten werdet – was uns nie passiert ist – zeigt wie selbstverständlich und selbstbewusst euren deutschen Führerschein, der oft trotzdem akzeptiert wird, wie uns Freunde berichtet haben, da er dem Führerschein Sri Lankas sehr ähnlich sieht :-)…

Echt nervig auf SL: Straßenhunde, Moskitos, Leeches, Plastikmüll, Kottu

Richtig gute Buchtipps: Elephant Complex; John Gimlette / Running in the Family; Michael Ondaatje / The Man-Eater of Punanai – A Journey of Discovery to the Jungles of Old Ceylon; Christopher Ondaatje

Lagerkoller – 3 Monate, jeden Tag 24 Stunden Zweisamkeit: Erstaunlicher Weise haben Kay und ich uns super vertragen. Gestritten haben wir „nur“ wegen des Nikotinentzuges. Kay hätte gerne mehr Extremtouren unternommen, mit mir aber nicht immer den richtigen Sparringspartner gefunden. Und ja, ich war manchmal auch genervt von Kay. SL war nicht optimal für mich zum alleine Reisen und auch die Pandemie hat es nicht einfacher gemacht, auch mal getrennte Wege zu gehen. Wir haben die Zweisamkeit in den ersten drei Monaten die meiste Zeit sehr genossen und haben auch jetzt nicht genug voneinander, so dass wir auch den zweiten Teil dieser Auszeit zusammen verbringen möchten.

Lebenshaltungskosten: Wir haben auf SL durchschnittlich 29,- EUR täglich pro Person (alles inkl. Unterkünfte eingerechnet) ausgegeben. Dies obwohl die erste Ayurwedawoche mit 150,- EUR pro Person und Tag zubuche geschlagen hat und wir die Weiterreisen mit teuren Privatfahrten, statt günstigen Zugreisen (Lockdown!), unternehmen mussten.

Abschluss-Tipp: Trinkt immer EGB (Elefant Ginger Beer), niemals Lion!

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