Begegnungen mit BEEINDRUCKENDEn buddhistischen MÖNCHEn

Ich bin sehr dankbar, dass uns in den vergangenen Wochen auf Sri Lanka so viele wirklich authentische, gastfreundliche und beeindruckende Mönche ihre Zeit schenkten. Wir haben so die philosophische Idee des Buddhismus und den praktischen Alltag und Werdegang der Mönche in einem Kloster aus erster Hand kennen lernen dürfen.

Wir haben aber auch viele kritische Fragen zur religiösen Praxis stellen dürfen. Vor allem Rev. Makkanigama Buddhadaththa Thero aus Kandy hat sich sehr viel Mühe mit uns gegeben. Vielleicht können wir das Gespräch ja irgendwann fortsetzen – ggf. sogar in Berlin, denn er reist regelmäßig nach Europa. Siehe hierzu weiter unten unseren beispielhaften Schriftverkehr mit Deutschland….

Rev. Makkanigama Buddhadaththa Thero und Kay in Kandy

Interessante E-Mails und Telegram Nachrichten zum Thema Buddhismus (anonymisiert)

E-Mail-Auszüge:

— Original-Nachricht — von K.:

Hallo M.,

…Wir sind diese Woche in Kandy (Hauptstadt des zentralen Hochlandes). Sehr schön, aber leider immer noch im Lock-down, der gerade um weitere 10 Tage verlängert wurde… das ist hier sehr schade, denn es gibt eine schöne und normalerweise lebendige Innenstadt mit vielen Restaurants und Cafes, die nun alle geschlossen haben…

Immerhin können wir uns als Touristen völlig frei und unbehelligt bewegen – die Polizei, die den Lock-down überwacht, grüßt uns bei unseren Spaziergängen immer sehr freundlich 😊.

Sehenswürdigkeiten sind (für uns) auch fast alle offen. Gestern haben wir z.B. im hiesigen Bergkloster eine Stunde mit einem Mönch den Buddhismus diskutieren dürfen. Er hat tapfer meine sehr kritischen Fragen in Bezug auf den tatsächlich praktizierten Buddhismus im Gegensatz zu den theoretischen Lehren ausgehalten aber am Ende unser bisheriges Fazit doch nicht entkräften können: Der Buddhismus ist im Kern – entgegen seines immer wieder selbst formulierten Anspruches – keine Philosophie sondern eine patriarchal geprägte Religion, wie alle anderen Weltreligionen auch…. (siehe auch http://get-ideas.de/der-multireligioese-inselstaat-sri-lanka-aberglaube-scheint-das-spirituelle-grundrauschen-der-gesellschaft-zu-sein/Blogbeitrag).

Heute wollen wir in den Zahntempel (Hauptattraktion) in dem angeblich ein echter Zahn Buddhas liegt, den sie alle anbeten… lol. Das ist einer meiner Kritikpunkte. Denn wenn die Buddhisten den philosophischen Kern Buddhas Lehren verstanden hätten und ernst nehmen würden, dürfte es m.E. keine Reliquien, Götter und Anbetungen geben… Aber es sind halt alles doch nur einfache Menschen. Und damit wird die schöne Idee eines philosophischen Buddhismus am Ende durch die Praxis der Gläubigen zu einem Aber – Glaubenssystem wie alle anderen Religionen.

Der Konter von Rev. Makkanigama Buddhadaththa Thero auf diese Kritik war übrigens nicht schlecht, denn er antwortete, dass eine Stärke des Buddhismus sei, für solche Abwandlungen offen zu sein und diese zu tolerieren, sofern der Kern der Lehren und Regeln eingehalten wird… Damit hat er eine Stärke des Buddhismus gegenüber anderen Religionen gut herausgehoben und mein Argument zumindest insofern entkräftet, dass er meinen implizit untergeschobenen idealistischen Anspruch mit einem Pragmatismus-Argument ausgekontert hat 😊

LG und alles Gute aus Kandy

Gesendet von M.:

Hallo,

hab deinen Exkurs zum Buddhismus im Vergleich zu den anderen Weltreligionen auf eurem Blog schon gelesen.Amüsant finde ich, dass es anscheinend auch im Buddhismus „Reliquien“ gibt. ( Zahn Buddhas) grins.Schon Martin Luther hat sich über diese „Praxis der Kirche“ geärgert bzw. lustig gemacht… Der Reliquienkult und der Ablasshandel hat letztlich zur Spaltung der christlichen Kirchen geführt. Manchmal denke ich, es ist gar nicht so schlecht, wenn die Menschen eine „Richtschnur“ durch ihre Religion haben und offensichtlich auch brauchen, nur bastelt sich bei uns inzwischen jeder seine eigene Religion ( siehe Querdenker ) und was kommt dabei raus ? Nicht wirklich was Brauchbares das das Zusammenleben für alle erleichtern würde.  Wenn ich Euren Blog so lese, dann hab ich den Eindruck dass für Euch der Lock down mehr Vorteile als Nachteile bringt. Wenn Massen von Touris da wären hättet ihr vermutlich keine so privilegierte Behandlung durch die Einheimischen von den zum Teil kontemplativen Klosterbesuchen ganz zu schweigen.

Euch noch weiterhin viel Freude und interessante Begegnungen und kommt gesund wieder. Liebe Grüsse M.

Zahntempel Kandy

Telegram:

K.: Wir hatten gestern eine sehr spannende Diskussion mit einem Mönch zum Buddhismus… Religion oder Philosophie? Er hat gut mitgehalten, konnte mich aber nicht ùberzeugen. Dennoch hat er mich auf ein paar sehr interessante Aspekte aufmerksam gemacht. Falls er mal wieder nach Berlin kommt, habe ich ihn auf ein philosophisches Gespräch in unserer Runde eingeladen. Wenn er wirklich kommt muss ich ihn aber noch vor uns warnen😄

S.: Warnen? Wiso? Wir sind immer ganz lieb… miteinander oder?

K.: Aus Sicht eines praktizierenden Mönchs erscheinen wir wohl eher ungewöhnlich aggressiv….😳

K.: Es gibt jedenfalls deutliche Parallelen zum Relativismus, zur Phänomänologie und dem Nihilismus (lehre des anatta). Auch Heraklit findet sich recht explizit (lehre des anicca). Problematisch sehe ich das dhukka Prinzip (Leiden). Man kann m.E. deutlich erkennen, dass sich mindestens Schopenhauer und Nietzsche mit den Ideen auseinandergesetzt haben…

S.: Klingt spannend…

K.: Mein bisheriges Fazit: wenn man den Buddhismus um alle religiösen und tlw. auch ethischen Komponenten bereinigt, bleibt ein sehr spannendes philosophisches Konzept übrig, das alle mal eine nähere Beschäftigung wert ist…

Korrektur: Die ableitbare Ethik ist natürlich spannend. Nur die expliziten und verallgemeinerten ethischen Regeln des „du sollst…“ sind mir zu platt… und natürlich kann man in Frage stellen, ob die Überwindung des Leidens überhaupt ein anstrebenswertes Ziel ist oder sein sollte, denn was Buddha verschweigt, ist der Preis, den man dafür bezahlt: nämlich alle Freuden des Lebens…

S.: Mit dem letzten Satz…da sind wir erstaunlich einer Meinung…

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