4 C = …

Entzug C1: Child

Natürlich vermissen wir unser Kind! Damit war zu rechnen. Dabei waren die ersten Wochen noch recht einfach. P. ging und geht es besten bei seiner Gastfamilie. Wir sprechen und sehen ihn mindestens jedes Wochenende zu einem WhatsApp-Videocall. Meist am Abend bei uns in Sri Lanka, wenn P. in Costa Rica noch nicht mal gefrühstückt hat. Die Gasteltern schicken uns zudem regelmäßig Fotos und Videos aus Costa Rica. Ausserdem gibt es für keinen von uns Dreien einen normalen Alltag, wie vor der Trennung, bei dem nun plötzlich jemand fehlt. All dies macht die Trennung einfacher. Dennoch, nach nun bereits mehr als zwei Monaten ohne P., würde ich meinen Sohn wahnsinnig gerne wieder in die Arme nehmen können. Dieser Entzug wird also wohl immer schlimmer und ganz sicher nicht erfolgreich sein, bis wir uns Mitte Dezember 2021 in Mittelamerika wieder haben werden…

Dennoch sehen wir mit Freude und Stolz, wie unser Kind von Woche zu Woche selbstständiger und selbstbewusster wird. Und auch sein Spanisch sowie -sehr erstaunlich- vor allem sein Englisch entwickelt sich sehr gut. P. ist total entspannt und genießt die Zeit in seinem Gastland – pura vida = das passt perfekt zu ihm! Aber einwenig vermisst er auch uns :-).

Entzug C2: Coca-Cola

Seit bereits über acht Wochen habe ich keinen Schluck Cola mehr getrunken und wer mich kennt weiß was das heißt! Dieser Entzug kam so: In der ersten Quarantainewoche hatten wir uns zum Einstieg einer ebenso luxuriösen wie intensiven Ayurvedakur unterzogen. Die erste Arztkonsultation war geprägt vom so typischen Pulsmessen, Wiegen aber eben auch einer ausführlichen Befragung meiner Lebensumstände und Gewohnheiten. Von mir erwartete, in der westlichen Medizin, kritische Themen, nämlich das ich rauche und auch gerne mal ein oder zwei Gläser Wein trinken, waren kein Thema. Aber, als ich erzählte, dass ich täglich Cola light trinke, bekamen die Ärztin und die Therapeuten „Schnappatmung“. Natürlich musste Kay dann noch ergänzen, dass es mindestens zwei Liter täglich sind – danke! Danach waren alle völlig fertig und ich bekam nur noch warmes Wasser und Pita Tee…

Komischerweise habe ich diesen kompletten Coffeinentzug easy hinbekommen, genau wie den Verzicht auf Alkohol. Und auch nach der Kur, bis heute, habe ich kein Cola mehr angefasst. Ich bin gespannt, ob zurück im deutschen Alltag, sich daran etwas ändert. Es wäre wirklich schade, wenn ich rückfällig werden sollte.

Entzug C3: Consum

Wir sind nun seit 63 Tagen auf Sri Lanka, davon nun mehr als 45 Tage im Lockdown. Dies ist für uns Reisende einfacher als für die Einheimischen, denn wir Europäer können uns im Alltag trotzdem recht frei bewegen. Konsum ist uns aber ebenfalls nicht möglich, denn alle Geschäfte (mit Ausnahme der grundversorgenden Lebensmittelläden), Restaurants, alle Dienstleistungsbetriebe usw. sind geschlossen. Der komplette Zug- und öffentliche Nahverkehr ist eingestellt. Wir gehen nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen nicht davon aus, dass sich hieran noch etwas ändert, so lange wir im Land sind.

Der Konsumentzug ist soweit easy. Klar, wären belebtere Märkte und Straßen, wie man das sonst so kennt, auch mal wieder eine Abwechslung und ein Cocktail in einem schönen Lokal ebenfalls schön, aber ansonsten vermissen wir den Konsum überhaupt nicht. Unsere Familie und Freunde müssen aber wohl ohne Mitbringsel von uns aus Sri Lanka auskommen…

Entzug C4: Cigarettes

Ja, genau, ich musste hier aufhören zu rauchen! Das war nicht geplant und ist absolut nicht einfach.

Bei Antritt der Reise hatte ich gut vorgesorgt und gleich drei elektronische Zigaretten nebst Ersatzteilen, reichlich Brennern und Liquid für mindesten vier Wochen eingepackt. Wie ich hier aber schmerzlich lernen musste, gibt es in ganz Sri Lanka lediglich in der Hauptstadt Colombo ein Geschäft welches Liquids verkauft und dies hat wegen des anhaltenden Lockdown geschlossen. Ich hab alles versucht an Liquid zu kommen. Keine Chance. Auch eine Auslandslieferung würde voraussetzen, dass wir vorher wissen, wo wir in 3 bis 4 Wochen auf der Insel sein werden. Am Ende musste ich aufgeben. Zusammen mit Kay (welcher das selbe Problem hat) habe ich beschlossen, jeden Abend eine Zigarette zu teilen. Dieser Entzug ist auch nach über drei Wochen, mental sehr anstrengend und wird hoffentlich nicht allzu viele Mehrkilos auf die Waage bringen. Zurück in Europa werde ich versuchen auf Liquid ohne Nikotin umzusteigen. Drückt mir die Daumen!

Die vergangenen Monate haben mir damit einen so in keinster Weise geplanten, und gleich 4-FACHEN EXTREMENTZUG (C4= Child, Coca-Cola, Consum & Cigarettes) beschert. Erwartet hatte ich lediglich den Entzug von unserem Sohn.

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