ZEIT zu VERSCHENKEN

Die Tage und Wochen in der Arugam Bay sind wie die Wellen im Meer. Alles fliesst.

Strandspaziergänge, Wellenbaden, Chillen am Strand, gemeinsames Breakfast, Lunch und Dinner, Ausflüge in die Natur und immer wieder Besuche alter Kulturstätten in der Umgebung, die Rufe der Pfaue, Affen, Krähen, Geckos und nachts auch der Hunde sowie täglich zur Zeit auch der Muezzine. 24 Stunden das tosende Meer, Elefanten am Nachmittag, intime Gespräche mit Locals und oft oberflächlichere mit Touristen, malerische Sonnenuntergänge, Partys (trotz Lockdown) oder Spieleabende, schwüle Nächte, heiße Tage und Reggae…

Von einer besonderen Begegnung möchte ich hier berichten, obwohl oder gerade weil es hierzu keine Fotos gibt.

Wir waren früher als gewöhnlich aufgewacht und um 8 Uhr bereits am Strand hinter unserer Hütte. Dort bot sich uns das beeindruckende Schauspiel des Kampfes der Fischer gegen den wilden Ozean.

In der Nacht waren die Boote unterwegs um Schleppnetze auszuwerfen, welche nun von je über 30 Mann über Stunden an den rettenden Strand gezogen werden mussten. Eine anstrengende und gefährliche Arbeit, welche hier seit Generationen unverändert betrieben wird. Besonders diejenigen, die schwimmend immer in den großen Wellen der Brandung ausgesetzt sind, um darauf zu achten, dass das Netz nicht kippt und der gesamte Fang zurück ins Meer schwimmt, leben gefährlich.

Wir haben, wie selbstverständlich, ebenfalls Hand angelegt und so konnten wir alle gemeinsam, mit rhythmischen Fischergesängen, zwei große Netze einholen. Natürlich wurden wir gefragt wo wir herkommen, wie wir heißen, wie alt wir sind usw. … Für unsere Hilfe bekamen wir einen riesigen Fisch direkt aus dem Netz geschenkt. Welche Ehre, zumal der gesamte Fang wohl kaum für alle beteiligten Fischer ausreichen würde.

In einem der Netze hatte sich eine große Meeresschildkröte verirrt. Viele der Fischer wollten sie wieder freilassen, aber ein Fischer packte sie und wollte sie als Nahrung mitnehmen. Spontan rannte ich hinterher, um meinen Fisch gegen die Schildkröte zu tauschen. Dies konnte er nicht annehmen, ohne vor den Anderen sein Gesicht zu verlieren. Geld konnte und wollte ich nicht zur Rettung anbieten, also bat und diskutierte ich lange. Am Ende gab er die Schildkröte frei, so dass Kay sie, unter Applaus der restlichen Fischer, zurück ins Meer bringen konnte.

Das war ein besonderer Morgen!

Seitdem versuche ich jedem Morgen früh genug aufzustehen, um die Fischer wieder zu treffen. Ich habe als Dankeschön Süßigkeiten und Zigaretten für alle gekauft, aber seither ist der Strand immer menschenleer, nur die Boote liegen dösend im Sand. Und wir lassen uns im Rythmus der Bay treiben.

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