Der MULTIRELIGIÖSE INSELSTAAT Sri Lanka – Aberglaube scheint das spirituelle Grundrauschen der Gesellschaft zu sein

Alle Menschen, ob Tamilen, Muslime, Christen oder Buddhisten, arm oder reich, gebildet oder nicht, scheinen hier gläubig und im gleichen Maße abergläubisch. Eine unserer größten Erkenntnisse ist: der Buddhismus ist doch eine Religion und eben keine Philosophie, wie von den Buddhisten gerne hervorgehoben. Denn der Buddhismus arbeitet mit den selben Mitteln, wie andere Religionen, nämlich mit einem Anreiz- bzw. Drohsystem, das über das gerade gelebte Leben hinausgeht. Es ist oft nur freundlicher verpackt. Im Kern funktioniert das folgendermaßen: „Wenn Du Dich in diesem Leben nicht an die religiösen Regeln hältst, dann wirst Du im nächsten Leben dafür bestraft… “ oder wie es einer unserer Gesprächspartner nannte: „erfährst Du einen Downgrade“ bzw. „wenn Du die Regeln einhältst, dann wirst du im nächsten Leben dafür belohnt … [„… bekommst einen upgrade…“]“.

Außerdem ist uns von Einheimischen anderer Glaubensrichtungen berichtet worden, dass manche Mönche sich arrogant und von „oben herab“ gegenüber Andersgläubigen, aber auch gegenüber den eigenen Gläubigen verhalten und dies obwohl sie am Ende auf diese Menschen angewiesen sind. Die Mönche können sich voll und ganz der Meditation und Ausbildung der nächsten Mönchsgeneration widmen. Für Ihren Lebensunterhalt sorgen die Gemeindemitglieder.

Dennoch halten sich scheinbar viele Mönche für etwas Besseres und dieser Elitarismus wird durch das religiöse System des up- bzw. down-grades bei Wiedergeburt gestützt. Aus dieser Perspektive betrachtet nutzt der Buddhismus die gleichen Machterhaltungsmechanismen wie andere Religionen: Das Versprechen auf ein besseres Leben nach dem Tod (lässt die Menschen ihr Schicksal ertragen), je gläubiger, desto besser ist ein Mensch (sorgt für die nötige Loyalität dem System gegenüber). Unglück wird über Missetaten/ Sünden im laufenden bzw. einem vorigen Leben erklärt (sorgt für die nötige Unangreifbarkeit des Systems, da unbelegbar).

Dass sich die Menschen auf Sri Lanka hiermit zufrieden geben, liegt m. E. am vorherrschenden buddhistischen Glaubenssystem, welches zu Obrigkeitshörigkeit erzieht. Das Resultat: Viele Menschen erscheinen uns hier wie große Kinder, die durch ihre anerzogene Freundlichkeit und Friedfertigkeit sehr angenehme Menschen sind, aber auch recht leicht zu führen.

In dem multireligiösen Inselstaat Sri Lanka, mischen sich zudem die Religionen, womöglich weil es alltagspraktisch ist? In quasi jedem Buddhistischen Tempel/Kloster kann man in irgendeiner Ecke auch z.B. Hindugötter anbeten, womit die Mönche und auch der Buddhismus scheinbar in keiner Weise ein Problem haben. Wie es z.B. Kataragama, Shiva, Ganesh und vor allem Ravana (der vielerorts verehrte Landespatron und Superheld bzw. Superschurke) in den Buddhismus geschafft haben, hat sich uns noch nicht erschlossen. Es ist für die Menschen hier aber einfach und praktisch: wenn Sie ein Problem oder eine Bitte haben, bitten sie direkt den passenden Gott um Unterstützung und müssen nicht dem Umweg über den „Chef“ gehen…

Der uralte Aberglaube wird offen und überall gelebt. Es gibt Zauberer, Flüche und Gegenzauber alle möglichen bösen Mächte und okkulte Zeremonien, an denen die Menschen hier neben ihrer Religion festhalten. Der Aberglaube scheint das spirituelle Grundrauschen der Gesellschaft zu sein, das sich religionsübergreifend durch das ganze Land und die gesamte Gesellschaft zieht.

Tempel, Klöster & Ruinen:

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