Mystisches ANURADHAPURA: 1.000 Jahre königliches Zentrum Sri Lankas

Unsere Reise geht weiter in ungewöhnlichem Zickzack-Kurs über die Insel SL. Der Lockdown wurde wieder einmal verlängert, so dass weiter u. a. keine Züge fahren. Ausserdem hat sich das Wetter auf der gesamten Insel erheblich verschlechtert. Beide Monsune kämpfen um die Vormacht. Daher haben wir uns entschlossen auch noch der letzten bzw. ältesten Königstadt im meist trockenen und heißen sogenannten Kulturellen Dreieck einen Besuch abzustatten – Anuradhapura.

Wir hatten eine Mischung aus den Ruinen und Monumenten ähnlich Polonnaruwa und Sigiriya erwartet, Anuradhapura macht uns aber sprachlos!

Alleine die Dimensionen der Stadt sind mehr als beeindruckend. Bereits vor über 2000 Jahren war die Stadt mit einer Ausdehnung von über 30 km und zeitweise um die 1 Million Einwohner im weltweiten Vergleich eine ware Metropole. Zusätzlich gab es noch Klöster mit jeweils mehreren Tausend Studenten des Buddhismus. Möglich machte dies die Errichtung hunderter Staudämme als eindrucksvolle Wasserspeicher. So wurde die eigentlich viel zu trockene Region ganzjährig urbar. Ein Paradies! Noch heute ist die schiere Pracht der alten Königstadt eindrucksvoll sichtbar. Eine Erkundung der Ruinen, Tempel, Stupas, Klöster und Seen, ist zu Fuß kaum möglich. Gut, dass unser Vermieter zwei Fahrräder hat, welche wir gerne nutzen. Hier einige Bilder der alten Gebäude.

Beeindruckend ist auch der hier in großem Stil zelebrierte Ritus um den ältesten noch lebenden Boditree des Landes. Der Baum ist nicht besonders groß, wir aber mehr als jede Reliquie verehrt. Er war auch schon Ziel eines Anschlags der Tamilen und ist daher streng bewacht und nicht direkt zugänglich.

Anuradhapura strotzt vor Superlativen. Hunderte Stupas stecken sich aus dem Urwald gen Himmel, darunter die größte Stupa auf SL und eine Stupa in welcher angeblich ein Schlüsselbein Buddhas aufbewahrt wird. Sobald es dunkel wird kommen tausende Gläubige zur Puja (buddhistisches Opferritual), begleitet von Trommeln und Gesängen. Mystisch – auch wenn man weiß, dass diese Art der Anbetung entgegen der eigentlichen Lehre Buddhas steht.

Anuradhapura ist definitiv eine Reise wert!

Inside zu Problemen von Frauen auf SL:

Wie so oft wohnen wir auch hier in Anuradhapura privat. Unsere Gastgeber sind ein junges Ehepaar, welches uns eine weitere Dimension des gelebten Pariarchats in SL verdeutlicht. Er gläubiger Buddhist, geboren und aufgewachsen in Anuradhapura, sie lebenslustige Kristin von den Philippinen. Kennengelernt haben sich beide in Südkorea, beide waren dort als günstige Gastarbeiter. Als sie schwanger wurde sind sie zusammen nach SL gezogen. Nun haben sie zwei Kinder und wohnen zusammen mit der Mutter ihres Mannes. Sie wurde bis heute nicht in die örtliche Gemeinschaft aufgenommen, obwohl sie sich sehr bemüht, die Sprache und alles über den Buddhismus gelernt hat, Kindern kostengünstig Englischunterricht gibt. Alleine, dass sie keine langen Haare hat, wird hier als Makel empfunden. Ihr Mann hat kein Verständnis für ihre Nöte, ist er doch in dieser Gesellschaft verwurzelt.

So erzählte sie mir wie unglücklich sie hier ist und nur wegen der Kinder bleibt. Ihr sonst so offener und zu uns sehr netter Mann, erlaubt ihr nicht alleine aus dem Haus zu gehen. Er hat, wie alle Männer hier einfach Angst um sie. Aber auch ein Treffen mit anderen Frauen im heimischen Umfeld gilt hier als unschicklich. Die Frauen im Land werden somit klein gehalten und können sich nirgendwo über ihre Probleme aussprechen. Es verwundert nicht, dass SL eine der höchsten Selbstmordquoten der Welt aufweist. Einen Tag habe ich mit ihr alleine einen Ausflug organisiert, welchen ihr Mann nicht ablehnen konnte. Sie war an diesem Tag das erste mal, seit der letzen Geburt vor über fünf Jahren, ohne ihre Kinder aus dem Haus. Wir haben die Stunden beide sehr genossen. Es war aber auch etwas wie eine nötige Gesprächstherapie für sie.

Was sie u.a. nicht versteht im Buddhismus ist, dass Spaß haben unerwünscht ist. Lehrt der Buddhismus doch das Leben im hier und jetzt. Gelebt wird aber in einem Zwang aus Regeln und Wahn. Wie gerne würde sie einfach einmal wieder tanzen…

So lebt sie nicht, sondern vegitiert vor sich hin, bis sie genügend Geld gespart hat für einen Besuch ihres Zuhauses auf den Philippinen – ich glaube nicht, dass sie dann zurückkehren wird. Sicher wird sie ihre Kinder mehr als schmerzlich vermissen, aber diese beiden Kinder sind männliche, buddhistische Lanker und gehören hier her. Sie kann hier auf SL nicht über-leben.

Ich wünsche Ihr von Herzen ein besseres Leben!

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