Die letzten Tage im malerischen kleinen Ort Hiriketiya verstreichen für mich, mit viel Zeit zum Nachdenken und Recherchieren, unterbrochen nur durch gelegentliches Baden im wundervollen Meer. Da Kay die meiste Zeit in Videokonferenzen, in seinem klimatisierten Zimmer und vor dem Laptop verbringen muss, genieße ich zum ersten mal seit Monaten die wunderbare Einsamkeit.
Die 16 Tage hier an der Südküste vergehen viel zu schnell. Und mir wird schmerzlich bewusst, dass bereits die erste Hälfte meiner so hart erkämpften Auszeit zuende geht.
Einen Aspekt unserer Reise, die tiefe inhaltliche Auseinandersetzung mit den führenden Religionen unserer Welt, ist erfüllt. Auch in Sri Lankas Kultur, Geschichte, aktuelle Politik und Gesellschaft konnten wir tief eintauchen. Ich habe ganz nebenbei auch viel über mich und mein Leben in Deutschland reflektieren können. Ich bin sehr dankbar hierfür!
Dennoch ist klar, dass diese 6 Monate eigentlich viel zu kurz sind, um wirklich in anderen Kulturen anzukommen und zu leben. Jeder, der lediglich 6 Wochen Jahresurlaub zur Verfügung hat, wird mich dafür hassen, aber im Moment fühlt es sich für mich an, als wäre meine Auszeit bald zuende. Diese Monate wurden uns nicht geschenkt. Wir mussten auf vieles verzichten und sind viele Risiken eingegangen.
Was also wird unser nächstes Ziel sein? Wo finden wir neue, erfüllende Herausforderungen?
Wir müssen uns jetzt entscheiden – und das fällt so schwer!
Welche Länder sind aktuell für uns zugänglich (trotz Coronabeschränkungen). Wollen wir noch länger auf SL bleiben, dann brauchen wir zusätzliche Projekte auf der Insel. Wollen wir einige Zeit in den italienischen Alpen leben? Was macht das Wetter im November und können wir uns den Winter in einem Skigebiet überhaupt so lange leisten? Oder reisen wir doch nach Mexiko? Einpaar Tage zuhause in Berlin wären ebenfalls schön. Oder doch Spanien oder Portugal? Einmal in einer südeuropäischen Metropole leben, mit unbegrenzter Bewegungsfreiheit und ohne Restriktionen als Frau, die ich hier auf SL erlebe, empfinde ich als reizvoll. Das Wetter im Herbst, die vielen Touristen in Europa und die sehr hohen Mietkosten in Südeuropa sind nicht gerade einladend. Vancouver – noch kein Schnee. Chile- kein Schee mehr. Auf die Kanaren kommt man mit jeden normalen Kurzurlaub. Für Georgien ist es nun zu spät im Jahr. So kreisen meine Gedanken, wie Finger über den Globus. Was möchte ich noch erleben, was mir sonst so nicht möglich ist? Welcher Ort ist mir noch fremd?
Klar ist nur, dass wir im Dezember zu unserem Kind nach Mittelamerika, nach Costa Rica reisen werden. Leider hat das Land keine besondere Kultur, ist amerikanisch geprägt und auch die Lebenshaltungskosten sind dort sehr hoch. Flora und Fauna sind sehr ähnlich wie hier in SL. Dennoch müssen wir endlich unsere Flüge nach San Jose buchen, die mittlerweile sehr teuer geworden sind. Hilfe – ich hab keine Ahnung was jetzt!
